Sonntag, 30. Mai 2010


softmove "grün" gestartet




Kritik

SPIEGEL-online: 30.05.2010

Kosmologie

Leben im Multiversum

Von Alejandro Jenkins und Gilad Perez

Anscheinend sind die physikalischen Gesetze ... fein darauf abgestimmt, unsere Existenz zu ermöglichen....

- und womöglich glauben sie das wirklich.

Da theoretisieren sie, durchaus interessant, aber in weiter Lebensferne, über die Möglichkeit weiterer Universen, wo uns als Menschen die physische Durchdringung nicht einmal dieses einen auch nur annähernd jemals gelingen kann.

Dennoch liebe ich solche Gedanken, denn sie machen uns so wunderschön klein.

Gleichzeitig kommen sie ihrerseits geistig nicht aus dieser kindlich egozentrischen Weltsicht heraus, dass alles Sein von Anfang an auf unsere winzige Existenz ausgerichtet wäre. Der vordergründige intellektuelle Höhenflug erweist sich in der Tiefe nur als Beispiel für die leider noch viel zu weit verbreitete anachronistische Kombination von kindlichem Größenwahn und sich selbst überschätzender Dummheit, mit der wir uns angesichts zunehmender eigener Potenzen selbst immer mehr schaden, wie die Ereignisse im Golf von Mexiko gerade mal wieder deutlich zeigen.

Freitag, 28. Mai 2010

Fortschritt

Wie kann man angesichts der vielen ungelösten Probleme, die von uns Menschen persönlich, gesellschaftlich und global zu bewältigen sind, noch von einem sinnvollen menschlichen Fortschritt sprechen?

Dass zwangsläufig alle Neuerungen auch unerfreuliche Konsequenzen nach sich ziehen, gehört zur Natur der Sache, bedeutet aber noch lange nicht, dass unter dem Strich nicht doch ein Fortschritt geschieht.

Selbst die wünschenswertesten Veränderungen wirken sich stets auf das Gesamtgefüge aus, das sich seinerseits dadurch selbst verändert.

Es ist leider unmöglich, alle Folgen im Vorfeld zu überblicken. Auch Stillstand bleibt nicht ohne negative Konsequenzen. Wenn es jedoch gelingt, die entstehenden Vorteile langfristig gewichtiger als die Nachteile zu halten, kommt selbst bei einem prozentualen Verhältnis von 51 zu 49 ein Fortschritt heraus.

Tatsächlich kam die Menschheit angesichts rasant gestiegener Bevölkerungszahlen und steigender Lebenssicherheit und -qualität in fast allen Teilen der Welt gerade auch in den letzten Dekaden mit einem wohl deutlich besseren Durchschnitt voran.

Montag, 24. Mai 2010

loslassen

Frei sein. Offen sein für Neues.
Sich nicht an Altes klammern, damit man selbst nicht damit untergeht.
Leichter gesagt als getan.
Auch für mich persönlich jeden Tag zu üben - schaue ich auf das, was ich angesammelt hab.
Doch loslassen kann nicht Selbstzweck sein.
Was nützt? Was hindert?
Immer wieder neu zu stellenden Fragen.
Wer bin ich? Wo stehe ich? Wo will ich hin als Mensch? Was will ich anfangen mit meinem Leben?
Auch geistige Klarheit gehört zu einem freien Leben.

Mit Unsicherheit leben

Es scheint mir Illusion, dass im Leben irgendetwas wirklich sicher wäre.
Der jetzige Augenblick vielleicht. Die Vergangenheit, nicht jedoch was wir daraus machen. Der Tod schließlich irgendwann, ohne dass wir ihn vorher kennen. Wir wissen unsere Zukunft nicht.
Leben ist Veränderung. Ständig in Bewegung - weich, elastisch, fließend. Starre Formen und Ordnungen zwängen es unnatürlich ein. Mobilität ist unerlässlich. Körperlich, seelisch, geistig.
Auch feste Überzeugungen verletzen. Sie schränken die angeborene geistige Flexibilität und Kreativität zum eigenen Schaden ein. Freiheit, Offenheit und Weite sind Partner des Lebens, Wachheit fördernd und Anpassungsmöglichkeiten zum eigenen Wohle eröffnend.
Angeblich feste Wahrheiten sind mir zuwider. Religiöse Überzeugungen trennen Menschen von sich selbst und von einander ab.
Zweifel und Fragen sind öffnend. Sie bringen uns uns selbst und auch einander nah.
Der eigenen Intuition vertrauend, geistig flexibel, kreativ und frei entsteht größtmögliche Lebenssicherheit.

Freitag, 21. Mai 2010

Überfluss ist Fülle

Dieses Gerede vom Überfluss! Als ob irgendwo festgeschrieben wäre, was man als Mensch braucht, als ob jemand bestimmen könnte, was reicht und was zu viel sein könnte. Im bürokratischen Sozialismus grassierte solch ein Wahn. Mangel kam dabei heraus.
Statt vermeintlichem Überfluss sollten wir besser von Fülle sprechen, von Wohlstand, Auswahl und Entscheidungsmöglichkeit. Freiheit und Weite. Von der Chance, immer das zur Verfügung zu haben, was man gerade mag. Nicht nur das, was man unbedingt braucht. Paradiesisch. Erstrebenswert.
Aufs Brauchen fixiert, um Not zu vermeiden, bleibt man an Mangel gebunden. Erst wenn mehr vorhanden ist, als man braucht, entsteht Lebensleichtigkeit. Es ist Zeit, sie zu bejahen!
Nichts ist schlimm an Fülle, wenn sie vorhanden ist. Sie ist wunderbar. Voraussetzung für Freiheit und Entfaltung zu wahrer menschlicher Größe.
Doch wir haben als Menschen bisher gemeinhin zu wenig Erfahrung mit Fülle. Wir müssen erst lernen, zum eigenen Wohle damit umzugehen, Verantwortung für uns selbst zu tragen, wirkliche Lebenskompetenz entwickeln, Herrschaftsballast abwerfen, um wirklich klar und frei zu sein.
Mangel bedeutete Zwang, Gewalt und Enge. Doch angesichts von Fülle, zwingt uns doch niemand, all das aufzuessen, was da ist, niemand kann uns befehlen, alle Kulturangebote wahrzunehmen, niemand fordert uns auf, die ganze Welt zu bereisen, alle Bücher zu lesen, ständig im Internet zu sein, mit jedem Sex zu haben, mit dem es möglich wäre.
Es gilt, die Mangelprägung zu überwinden, auch im Denken. Wenn wir lernen, mit Fülle umzugehen, wenn wir lernen uns zu spüren, wahrzunehmen, wann wir satt sind, uns innerlich nicht mehr überfüllen, wenn wir uns angesichts der Fülle beruhigt zurücklehnen können, statt alles haben zu müssen, aus dem Wahn herauskommen, uns alles einverleiben zu müssen, dann ist Fülle außen, das Beste, was uns geschehen kann.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Freiheit ist ein Zukunftsaspekt



Sich zu einem anderen Ort begeben, weg von dem, wo man sich gegenwärtig befindet, anderes tun, als das, was man gerade tut, sich anders verhalten, als bis jetzt gewohnt, sich aus Beziehungen lösen, in die man zur Zeit noch eingewoben ist, entscheiden dürfen, was man im nächsten Augenblick unternehmen wird, das zeichnet Freiheit aus. Sich aus den Fesseln des Alten befreien. Zukunft gestalten. Nicht einfach nur fortsetzen, was bisher war. Nicht mehr denken, wie gewohnt. Spielraum für Freiheit wächst, indem man sich über das Alte erhebt.

Brauchen wir Schiller?

Gestern Kurzbesuch eines studierten Philosophen im Lebenskunstatelier. Skepsis gegenüber meinem Vortragstitel ENTFALTUNG statt BILDUNG. Frage: "Und was ist mit Schiller?"
Er darf sein der gute Mann! Doch ist er nun lange schon tot, wenn auch ein ganz großer seiner Zeit, weil er sich herausragend für menschliche Freiheit engagierte, die vor allem eine des Geistes ist. Aber wäre es nicht beschämend für uns, für ihn, wenn wir heute noch dort ständen, wo sich die Welt zu seiner Zeit befand? Schiller würde mit Gewissheit heute anders als damals denken und im heutigen Umfeld auch andere innovative Impulse für den menschlichen Fortschritt setzen, als er es seinerzeit tat. Sich Altem nicht beugen, den Blick nach vorne richten, Traditionen durchbrechen, Neues wagen, das zeichnet alle großen Menschen aus. Mohammed, Christus, Buddha eingeschlossen. Zudem ein tiefer Kontakt nach innen. Sich selbst spüren und in bewusstem Kontakt mit dem tiefen inneren Sehnen sein. Das ist der Tiefgang, den wir brauchen, um - die Freiheit nutzend - eigenverantwortlich und kraftvoll in dieser Welt zu sein. Doch gerade den Zugang zu dieser eigenen inneren natürlichen Tiefe, dem eigenen angeborenen elementaren Selbstvertrauen haben gebildete Menschen oft verloren. Denn Bildung heißt formen, geformt werden, an Äußerem, an Altem ausgerichtet sein. Aus Misstrauen gegenüber den Menschen und damit auch sich selbst gegenüber an Traditionen geklammert. Als ob uns ohne das Alte das Menschliche verloren ginge.
Wir sollten besser lernen, dem Menschsein, der menschlichen Entfaltung und damit auch uns selbst ganz tief zu vertrauen, weil nur auf diese Weise die innere Befreiung von Herrschaft gelingen kann.
Schiller hatte seinerseits ein entsprechend positives Menschenbild, sonst hätte er sich nicht für Freiheit engagiert und über das Bestehende hinweg mit Idealen nach vorne geschaut. Doch um das zu tun, brauchen wir ihn nicht. Das Sehnen nach Freiheit, Freude und Frieden ist in jedem Menschen verankert, es kommt hervor, wenn es sich entfalten darf. In ihm liegt die Kraft, die Welt zu verändern. Ich habe Vertrauen, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden, auch wenn ich weiß, dass auf ihm noch sehr, sehr viel alter Bildungsballast abzuwerfen ist.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Schulden 1 / Verhältnisse

Eines der gebetsmühlenartigen aktuellen Mantras angesichts der hohen Verschuldung der privaten und öffentlichen Haushalte besteht in dem Vorwurf, dass wir weit über unsere Verhältnisse lebten. Welch metaphysischer Unsinn! Man kann nicht über die eigenen Verhältnisse leben. Wir sind in unsere Verhältnisse eingewoben, sind ein Teil von ihnen, können nicht darunter oder darüber, wir sind und bleiben mitten drin. Man kann nicht essen, was nicht da ist. Man kann nicht konsumieren, was es nicht gibt. Doch wenn Nahrung vorhanden ist, sollte sie gegessen werden, statt dass sie verfault. Und wenn es Produkte gibt, ist es besser, dass man sie kauft, statt dass sie wie im Elektronikbereich schnell überholt und wertlos werden. Die Fülle ist da. Das Geld ist da. Doch es steht nicht allen, die etwas brauchen oder wünschen, ausreichend zur Verfügung. Durch Leihen und Verleihen findet eine allgemein akzeptierte Umverteilung zum gegenseitigen Vorteil statt. Da ist nichts verwerflich dran.

Sonntag, 16. Mai 2010

vom Schreiben

Schreiben, sich zeigen. Egotrip? Ich möchte anbieten, weiterreichen! Ideen schenken, Anregungen geben. Spuren hinterlassen. Aus vielen, vielen Jahren gibt es sehr, sehr viele Gedanken, Tausende Seiten, die noch nicht sichtbar sind. Schade. Potentiale. Neulich war einer da, "Ich lerne noch" - äußeres Alter auch seinerseits mehr als 60 Jahre, innerlich, wie er sagt, nur achtzehndreiviertel. Erst einmal durchaus sympathisch: Niemals fertig sein! Doch irgendwann, meine ich, wird es wichtig, zum Alter zu stehen. Es geht doch nicht darum, mit 90 noch Tennis zu spielen, bis zum Tode mit der Jugend zu konkurrieren. Welch erbärmliches Leben. Ein Lebenlang nur offen sein, Bücher fressen, die Welt bereisen, Neues kennen lernen, wissen müssen - wozu? Der nimmersatte Mensch nimmt mit ins Grab, was er in sich reingefressen hat. Wir haben weiterzugeben, was wir bekommen haben - angereichert durch die eigenen Erfahrungen und die eigene Lebenskraft. Wissen ist für Weisheit da. Und die sollten wir nicht für uns behalten. Wenn es denn zu Weisheit langt. Nichts ist sicher. Verstehen nur ein Gefühl. Selbstzweifel sollten immer sein. Doch nicht den Mut ersticken. Ich lerne, mutiger zu werden. Will mich selbstbewusster zeigen. Mit meiner Kunst, mit meiner Philosophie. Alter ermöglicht Reife, menschliche Reife, die unsere pubertäre Welt mehr als alles andere dringend braucht. Ich habe positive Visionen zu bieten.