Samstag, 25. April 2015

Um die Vergangenheit brauchen wir uns nicht kümmern . . .

Ich ahne, dass diese Aussage für viele Menschen eine Provokation darstellt, da die Fixierung auf Altes zu den Grundfesten des tradierten, tief in unserem Geist verankerten Herrschaftsdenkens gehört ...
... und halte diesen Spruch gerade deshalb nicht nur für richtig sondern für umso wichtiger für ein freies, autonomes selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben.
Der entscheidende Maßstab für eine sinnvolle Orientierung nach vorn liegt in uns selbst - ganz tief innen - weit unterhalb des eigenen Denkens!




Montag, 20. April 2015

Verdammte Heuchelei ! .... von Moralisten.



Die Schlagzeilen waren zu erwarten. 
Gestern sind 700 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken. 
Fassungslosigkeit. „Das darf nicht sein!“ „Entsetzlich!“ „Schreckliche Welt!“

Darf ich mich über den Frühling noch freuen?


Nach Schuldigen wird gesucht. 

Die EU verantwortlich gemacht. Politik insgesamt verdächtigt. 
Der Kapitalismus selbstverständlich. Die Kriege. Armut. Die Schleuser. 
Eine angeblich zu restriktive Einwanderungspolitik. 
Von einigen die Bequemlichkeit, womit man gewöhnlich jedoch nur die der anderen meint.
Und mancher fragt sogar „was können wir tun?“


Fast alle sind jedoch geblendet vom Ereignis, welches seine Bedeutung im Grunde nur aus einer sehr hohen Anzahl von Toten zieht. Über einige Wenige regt sich dagegen kaum noch jemand auf. Allein jetzt wird händeringend nach einzelnen Opfern gesucht, die Betroffenheit erzeugen können, um in den Medien mit Entsetzen Einschaltquoten wie Auflagen zu heben.

Warum mit Toten? 
Wen interessieren die Lebenden? 
Ist Sterben das Schlimmste in einem oft erbärmlichen Leben? 
Darf nur der Tod nicht sein? 
Ich wünsche allen Menschen ein sehr, sehr angenehmes Leben! 
- Warum sich nicht dafür engagieren? Sich fürs Leben einsetzen, statt über den Tod lamentieren!

Doch wer zuversichtlich denkt, wird blitzschnell auf die Realität verwiesen.
Schauen wir sie uns also genauer an.


Zur Zeit leben schätzungsweise 7,3 Milliarden Menschen. 

Sie alle werden irgendwann sterben. 
Spätestens, bis auf ganz wenige Ausnahmen, in 100 Jahren. 
Das macht ca. 73 Millionen Tote pro Jahr. 
Geteilt durch 365 sind es ungefähr 200.000 Tote pro Tag. 
Vielleicht waren es gestern aus irgendwelchen Gründen weniger - gehen wir einfach mal nur von 100.000 Tote aus. 
Dies sind in jedem Fall weit über hundertmal mehr Tote, als im Mittelmeer starben. Als Kleinkinder tausendfach elendig verhungert, Zehntausende von Granaten oder Bomben zerfetzt oder durch andere Gewalt umgekommen, in und von Fahrzeugen zerquetscht, im Feuer verbrannt, von scheußlichen Infektionen oder Krebs unter schrecklichsten Schmerzen zerfressen. Allein gestern.
Es lassen sich unzählige grausige Tode ausdenken, zumal der wohl eher selten friedlich geschieht und selbst dann tiefe Trauer über die Angehörigen bringt. 

Trauer ist natürlich, Schmerzen sind natürlich. Und der Tod ist natürlich. 

Das alles haben sich nicht Menschen ausgedacht, es auch nicht vom Kapitalismus gemacht.
Es ist eben so. Damit „müssen“ wir leben. 

Auch wenn es schmerzt: Der Tod gehört mit zum Leben. 
Wahrscheinlich sogar täglich vielmilliardenfach, wenn wir all die anderen Lebewesen neben uns mit einbeziehen. Allenfalls einen allmächtigen Gott könnte man verantwortlich machen, das wollen jedoch die Moralisten am wenigsten. 
Also darf sterben wohl sein. 
Es lässt sich das Leben auch gar nicht anders denken, weil wir sonst schon nach kürzester Zeit nicht einmal mehr Stehplätze auf dieser Erde hätten.

Warum sich also über die 700 Toten im Mittelmeer aufregen?

Weil es schmerzt, und der Tod uns schreckt - damit wir leben! 
Doch Leben heißt, sich darauf zu konzentrieren, wonach wir uns tief innen sehnen. 
Es geht um das Schöne im Leben - was umso schöner wirkt, je besser es allen Menschen geht!
Es gilt, das Angenehme zu stärken, damit sich das Leben gut anfühlt.


Wie könnte es möglich sein, dass die Welt zukünftig noch besser wird?

Das ist die entscheidende Frage!
Wir brauchen Zuversicht - und Visionen, die dafür nützlich sind.


Die EU-Grenzen weit aufmachen, alle Bedürftigen reinlassen - kann und wird nicht die Lösung sein. Dies sind kurzsichtige geistige Reflexe von Moralisten, die sich einbilden, natürlichen Schmerz nicht aushalten zu können. 

Mir selbst tut jedes Sterben sehr weh. Sogar das von Tieren. Aber ich muss es nicht beseitigen, auch wenn ich manchmal darüber weine. Denn ich bin nicht „der liebe Gott“, der angeblich „allmächtig“ die Macht darüber hätte, und es nicht einmal seinerseits tut.

Ich will Elend nicht verdrängen. 

Es motiviert mich sehr, konstruktiv über Alternativen für die Zukunft nachzudenken, wie alle Menschen eine hohe Lebensqualität genießen könnten. Deshalb schaue ich auf das Schöne, das ebenso immer mit zur Realität gehört.
Und das sehe ich viel wichtiger als das Lamentieren über das Sterben von Menschen an. 

Geistige Weite, menschliche Reifung und dazugehörige reife Liebesfähigkeit sind für mich die Schlüssel nach vorn. 

Neues Denken statt alte Moral. Ein offenes weites klares und liebevolles Bewusstsein, das irgendwann dahin führen wird, dass beispielsweise keine Kinder mehr aus Eigennutz von Eltern geboren werden, weil diese bereits vor der Zeugung daran denken, ob sie in der Lage wären, ihren Nachkommen die Voraussetzungen für ein glückliches Leben zu schenken.

Denn genau an diesem Punkt fängt tatsächlich liebevolle Fürsorge für mögliche eigene Kinder an - die weitreichende Folgen für unser gesamtes menschliches Zusammenspiel haben kann. Und niemand sollte versucht sein, die Eltern ihrer Verantwortung zu entledigen. 

Denn nicht zuerst Regierungen sondern zuallererst Eltern sollten den Anspruch ihrer Kinder auf Lebensglück ernst nehmen. 
Und wenn demzufolge keine Kinder mehr in die Welt gesetzt werden, wenn man ihnen nicht einmal komfortable gesunde Ernährung zusichern kann, würde sich ganz natürlich menschliches Leid entscheidend verringern.