Freitag, 25. November 2016

Zu verstehen, warum unsere angeborenen Lebensmuster so sind, wie sie sind, vertieft die Selbsterkenntnis.

Aus dem Kapitel AUSRICHTUNG in "Miteinander in Freiheit nah":
"Wesentlich erhellender als das Wissen, dass positive Emotionen mit biochemischen Transmittern zusammenhängen, ist für ein tieferes Verständnis von Liebe und Beziehungen, die Bewusstheit über Sinn und Zweck der natürlichen Motivations- und Belohnungssysteme, nach denen wir uns für oder gegen etwas entscheiden, manches wünschen und anderes am liebsten vermeiden.
Warum und wieso sind verlockende Gefühle da?
Welche zwischenmenschlichen Voraussetzungen lösen tiefe Freude aus?
Und bringt es tatsächlich – wenn ja, welchen – Sinn, einen festen Partner zu lieben?
Aufgrund welcher Vorteile hat sich unser Sehnen nach stabilen Beziehungen evolutionsgeschichtlich etabliert? 
Lebendiges Zusammenspiel betrachtend und nach innen spürend, um menschliche Entwicklungen evolutionär zu erklären, wird viel mehr über die Liebe und unser Leben verständlich, als wenn wir die bloßen biologischen Mechanismen unseres Körpers durchdringen.
Und je tiefgründiger die Fragen und Antworten, die wir dabei finden, desto plausibler werden sich Erkenntnisse über die äußere Natur mit der Wahrnehmung des seelischen Innern zu einem stimmigen Gesamtbild verbinden – da alles, was im Lebenssinne zählt, sowohl außen ersichtlich wie tief im eigenen Wesen verankert ist. 
Mit zunehmendem Verständnis des Lebensprozesses wird dessen Zukunftsanbindung ersichtlich, und wir kommen leichter in Kontakt damit, dass und warum wir uns eigene und gemeinsame positive Lebensspuren ersehnen.
Schließlich ist vor dem Hintergrund individueller Vergänglichkeit der Impuls, über die persönliche Existenz hinaus erweiternd und bereichernd zu wirken, für das Leben insgesamt so wichtig, dass er als Anreiz gleichfalls äußerlich vorgegeben wie ganz tief in uns angelegt und deshalb auch unser gemeinsames Lebensglück untrennbar daran gekoppelt ist.
Wie alle Lebewesen sind wir bereits durch unsere angeborenen natürlichen Belohnungsmuster darauf „programmiert“, die eigenen Lebenspotenziale weiterzugeben – auch wenn es anfangs selbstverständlich erst einmal darum geht, sie zu vermehren, indem wir mit unbändiger Lust so mutig leben, als ob persönliche Begrenzungen gar nicht existieren.
Nachher kommt es des Lebensflusses wegen jedoch unbedingt darauf an, dass wir die gewonnenen Erfahrungen mit allem, was wir sonst noch übernommen, überprüft und angesammelt haben, an unsere Mitwelt weiterreichen, um einen bestmöglichen Beitrag für die Zukunft zu leisten.
Und da dies voraussetzt, dass wir miteinander kommunizieren, kooperieren und entsprechend wohlwollend in Beziehung treten, soll uns die Liebe mit ihren lockenden Gefühlen genau dazu motivieren. 
Folglich werden wir uns auch in unseren Beziehungen umso stärker beglücken, je mehr wir gemeinsam für den allgemeinen Lebensfortschritt bewirken, indem wir miteinander in nährende Lebensspuren investieren – ohne dass jedoch nur ansatzweise festgeschrieben wäre, wie dies konkretermaßen auszusehen hätte."

Samstag, 12. November 2016

Miteinander in Freiheit nah - aus dem Kapitel "Vorgehensweise, Haltung, Absicht":


"Was die Einordnung meines philosophischen Werks betrifft, siedle ich es an der Schnittstelle zwischen Kunst, Philosophie und dem Leben an – indem ich die Freiheit, die ich in der bildenden Kunst so liebe, aufs Denken übertrage, kreatives Philosophieren als eine Form von Kunst betrachte und zudem davon ausgehe, dass alles menschliche Mühen, Fragen, Denken und Gestalten nur, wenn es stärkend fürs Leben wirkt, wirklich Sinn erbringt.
Diese natürliche Grundausrichtung ist für mich inzwischen so wichtig, dass dieses Buch nicht zustande gekommen und erst recht nicht veröffentlicht worden wäre, wenn es mir nicht in diesem förderlichen Sinne um die Zuversicht darin ginge, die ich ganz persönlich zu den wesentlichsten ebenso motivierenden wie beglückenden Aspekten in meinem Leben zähle.
Diese positive geistige Einstellung ist mir jedoch nicht zugefallen, da mich vielmehr die großen Probleme dieser Welt, solange ich zurückdenken kann, bereits aus der Lebensgeschichte meiner Eltern heraus bewusstseinsmäßig begleitet haben.
Die gewohnten Hochrechnungen zu immer größeren Katastrophen erwiesen sich aber auf Dauer ermüdend und waren schon gar nicht inspirierend – so dass ich irgendwann alles Klagen, Schimpfen und Mahnen nur noch dumm und langweilig empfand. Außerdem bestätigten sich viele der düsteren Prognosen in der Rückschau nicht, da sie wahrscheinlich vor allem auf der alten autoritären Idee basierten, Menschen am ehesten durch Ängste und Drohungen in eine gewünschte Richtung zu bewegen.
Immer deutlicher sehe ich heute, dass „der Welt“ am meisten wirklich motivierende Perspektiven, die uns verbinden, fehlen – weshalb sich in meinen Augen das Forschen nach realistischen positiven globalen Visionen, die von innen her beflügeln, als die gegenwärtig insgesamt wichtigste und größte kreative Herausforderung darstellt, die sich daher zum inhaltlichen wie kraftgebenden Kern meines gesamten philosophischen Werks entwickelt hat.
Das Ziel meiner Überlegungen sind aus dieser weiten Sicht nicht neue Strategien zur Schadensbegrenzung oder die nächsten pragmatischen Schritte sondern möglichst weitreichende und verlockende Ideen, Bilder und Wege in eine erstrebenswerte menschliche Zukunft an sich. Schließlich kann nur das, was Lust macht, weil es mehr Lebensglück verspricht, aus dem eigenen Selbst heraus wirklich Positives bewegen – ohne dass es sich bereits heute oder morgen erfüllen müsste. Entscheidend ist daher nach meinen Erfahrungen, um solche Zukunftsperspektiven zu wissen, durch welche eigenes Engagement langfristig Sinn erhält und deshalb vom inneren Belohnungssystem bereits gegenwärtig mit Freude begleitet wird."