Kritisch sein!

Ich mag Menschen, die kritisch sind, und ich verstehe mich selbst als kritischer, vor allem aber selbstkritischer Geist.
Denn nur wer selbstkritisch ist und sich selbst kritisieren lässt, kann m.E. auch wirklich kritisch sein.

Kritik hilft Irrtümer zu erkennen.
Und am nächsten liegen stets die eigenen.

Kritik ist deshalb nicht gleichzusetzen mit Widerstand.
Viele Menschen widersetzen sich zwar gängigen, offiziellen geistigen Positionen und sehen sich deshalb selbst als kritisch an.
Doch sie glauben nahezu blind all jenen Informationen, die ihnen ins eigene Weltbild passen, hängen festen Feindbildern und sonderbarsten Verschwörungstheorien an.
Unkritisch sich selbst gegenüber pflegen sie ihre Überzeugungen und wähnen sich im Besitz der Wahrheit.
Sie berücksichtigen nicht, dass sie selbst irren könnten.
Solche Menschen sehe ich nicht als kritisch an.

Wer recht behalten, auf seiner Meinung beharren, sich nicht reiben oder andere Menschen unbedingt überzeugen will, dem stehe ich meinerseits sehr kritisch gegenüber.

Ich mag Menschen, die sich nicht unterordnen:
Keiner irgendwie gearteten geistigen Strömung - auch wenn sie nur von einer Minderheit vertreten wird.
Menschen, die selbst denken, statt für sich denken zu lassen.
Menschen, die nicht einfach nachplappern, sondern differenziert hinsehen, nachfragen und mit ganz eigenen Positionen unbequem sind, statt sich um irgendeine political correktness zu scheren.
Menschen, die sich nicht im Besitz einer umfassenden Wahrheit wähnen, sondern in Kontakt zu ihren Fragen stehen.
Menschen, die Lust am Forschen haben und bereit sind, sich überraschen zu lassen.
Menschen, die nicht nach Macht streben, sondern offen für einen tiefen Konsens sind.

Denn es gibt nichts, was nur falsch,
nichts, was nur richtig sein könnte.

Überall sind Irrtümer verborgen.
Sie zu erkennen, dazu ist Kritik da.