Ich verstehe mich als Pazifist und habe mich mein Leben lang mit dem Thema Frieden beschäftigt. Das hat schon mein Vorname mit sich gebracht, den mir meine Eltern im Sinne Ihrer Friedensarbeit nach Krieg und sechs Jahren KZ als Säugling aufgedrückt haben.
Heute nehme ich anders als viele andere Pazifisten keine unbedingt ablehnende Position gegenüber der Waffenindustrie ein und meine nicht mehr, dass man ihr die Verantwortung für die Verwendung ihrer Produkte zuschreiben kann. Genauso wenig wie der Produzent eines Hammers die Schuld dafür trägt, wenn ein Mörder damit auf den Kopf eines anderen Menschen schlägt. Man mag ins Felde führen, dass man im Unterschied zu einem Hammer mit Waffen sonst nichts Sinnvolles anfangen kann. Ich glaube aber, dass man gut ausgerüstet auch Kriege verhindern kann. Ebenso wie der alleinige Sinn einer Feuerwehr nicht der ist, dass sie zum Einsatz kommt. Viel besser wäre, wenn man sie trotz ihres Vorhandenseins nicht braucht. Dennoch wird man das Gerät nach einiger Zeit sogar unbenutzt ersetzen, damit es weiterhin bestmöglichen Schutz gewährleisten kann. So gesehen ist auch der Profit der Rüstungsindustrie nicht auf den Einsatz ihrer Waffen angewiesen.
In meinen Augen stellt im übrigen ein Schweigen von Waffen lediglich einen Waffenstillstand, nicht etwa wirklichen Frieden dar. Wahrer Frieden entsteht im Kopf und braucht ein neues Denken, zudem keine Feindbilder gehören.
Deshalb möchte ich die Waffenindustrie nicht pauschal dämonisieren.
Das wäre mir zu einfach und nach alten Mustern gedacht. Denn Schuld hätten dann wie auch sonst die anderen.
Ich wünsche mir, dass friedliebende Menschen ein gutes Beispiel für den Abbau eigener Überzeugungen und Feindbilder bieten, weil dieser Weg am besten zu wirklichem Frieden führt.