Statt vermeintlichem Überfluss sollten wir besser von Fülle sprechen, von Wohlstand, Auswahl und Entscheidungsmöglichkeit. Freiheit und Weite. Von der Chance, immer das zur Verfügung zu haben, was man gerade mag. Nicht nur das, was man unbedingt braucht. Paradiesisch. Erstrebenswert.
Aufs Brauchen fixiert, um Not zu vermeiden, bleibt man an Mangel gebunden. Erst wenn mehr vorhanden ist, als man braucht, entsteht Lebensleichtigkeit. Es ist Zeit, sie zu bejahen!
Nichts ist schlimm an Fülle, wenn sie vorhanden ist. Sie ist wunderbar. Voraussetzung für Freiheit und Entfaltung zu wahrer menschlicher Größe.
Doch wir haben als Menschen bisher gemeinhin zu wenig Erfahrung mit Fülle. Wir müssen erst lernen, zum eigenen Wohle damit umzugehen, Verantwortung für uns selbst zu tragen, wirkliche Lebenskompetenz entwickeln, Herrschaftsballast abwerfen, um wirklich klar und frei zu sein.
Mangel bedeutete Zwang, Gewalt und Enge. Doch angesichts von Fülle, zwingt uns doch niemand, all das aufzuessen, was da ist, niemand kann uns befehlen, alle Kulturangebote wahrzunehmen, niemand fordert uns auf, die ganze Welt zu bereisen, alle Bücher zu lesen, ständig im Internet zu sein, mit jedem Sex zu haben, mit dem es möglich wäre.
Es gilt, die Mangelprägung zu überwinden, auch im Denken. Wenn wir lernen, mit Fülle umzugehen, wenn wir lernen uns zu spüren, wahrzunehmen, wann wir satt sind, uns innerlich nicht mehr überfüllen, wenn wir uns angesichts der Fülle beruhigt zurücklehnen können, statt alles haben zu müssen, aus dem Wahn herauskommen, uns alles einverleiben zu müssen, dann ist Fülle außen, das Beste, was uns geschehen kann.