Mittwoch, 30. Juni 2010

Schwierigkeiten mit Kunst?

Kein Wunder. Ich habe sie auch.
Denn Kunst ist chaotisch, schwer zu machen, manchmal schwer zu tragen und mitunter noch schwerer zu ertragen.
Kunst, insbesondere bildende Kunst ist wunderbar frei. An Kreativität gebunden, aus Kreativität geboren, sich Regeln widersetzend. Kaum meint man, dass man sie verstanden hätte, kommt sie schon im neuen Gewand einher. Verwirrend. Überraschend. Auch den Sachverständigen stets Schnippchen schlagend. Bildende Kunst lässt sich nicht fassen.
Sie sprengt Grenzen und geht ungeahnte Bündnisse ein. Sie durchdringt fast alles und will doch stets selbst etwas ganz Besonderes sein.

Welch Unsinn zu meinen, dass man zeitgenössische bildende Kunst noch definieren oder gar den Wert eines Kunstwerks nach irgendwelchen Kriterien klar bemessen könnte. Willkürliche Zuordnungen, Ein- und Ausgrenzversuche von außen wird es zwar immer geben. Von denen, die sich als vermeintliche Sachverständige ihrerseits profilieren möchten - und den eigentlichen Wert kreativer Kunst nicht wirklich verstehen, weil der sich eben nicht speziell bestimmen lässt. Er hat auch nichts mit den Kursen am Kunstmarkt zu tun. Der Markt schafft und lebt von Begehrlichkeiten. Stimmungen, Trends und Moden. Doch Begehrlichkeit ist nicht gleich Wertigkeit.

Flüchtigkeit.

Der Wert des Windes liegt nicht in der Stille. Auch die Böe nicht oder der Orkan machen die Wertigkeit des Windes aus. Sie liegt darin, dass er die Luft bewegt, indem er selbst ein Teil dieser Bewegung ist.

Der Wert der bildenden Kunst entsteht durch ihre Unbestimmbarkeit, ihre offene Vielfalt, ihre verwirrende Unberechenbarkeit, mit der sie geistige, kulturelle und gesellschaftliche Öffnungen und Bewegungen schafft und ihrerseits selbst ein Teil davon ist.

Sich der künstlerischen Brise auszusetzen, heißt, die Wertigkeit der Kunst persönlich zu erfahren:
Wie fühle ich mich dabei? Was tut mir gut? Was empfinde ich angenehm oder unangenehm?
Was stößt mich ab? Was öffnet und bereichert mich?
Der eigene Maßstab zählt.
Jeder sollte sein eigener Sachverständiger sein!
Nicht denkend, sondern spürend und fühlend. - So kommt man sich selbst dann nah.

Die Freiheit der bildenden Kunst ist jedenfalls nicht allein für den Künstler, sondern auch für den Betrachter da.
Sie zu nutzen, heißt, aus bestehenden Konzepten und eigenen Überzeugungen auszubrechen.
Den Autoritäten misstrauen. Eigenverantwortlich sein. Selbst bewerten. Nach innen spüren. Mutig auf die eigene Wahrnehmung setzen und der eigenen Intuition vertrauen.

Von außen kann es keine wirklich kompetente offizielle, gar verbindliche Antwort geben.
Das mag erst einmal schwierig erscheinen.
Doch schwierig ist Kunst nur, wenn und weil wir den Umgang mit Freiheit nicht erlernten und das Vertrauen in sich selbst verlernten.

Die Unwägbarkeit der Kunst fördert jedoch die eigene Befreiungschance.
Sie lädt ein, eigene Einschätzungen zu wagen!