Gesellschaftliche Freiheit drückt gesellschaftlichen Fortschritt aus. Feste Ordnungen und starre Hierarchien, wie sie unausweichlich zu Herrschaft gehören, stehen dem entgegen. Dennoch weiten sich seit der französischen Revolution die gesellschaftlichen Freiräume unaufhaltsam aus.
Die langfristige Entwicklung zu immer mehr individueller Freiheit und damit auch Eigenverantwortung hin ist der große und entscheidende epochale Wandel, in dem sich die Menschheit seit mehr als zwei Jahrhunderten befindet - selbst wenn es natürlich regionale Unterschiede und immer wieder auch kurzzeitige Gegenströmungen gibt, weil Entwicklung eben nicht gleichmäßig und geradlinig verläuft.
Eine der wichtigsten (und am Ende positiven) Lehren des letzten des Jahrhunderts war (wenn auch äußerst bitter "erkauft"), dass autoritäre politische Systeme für gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolg nichts mehr taugen. Die Diktatur der Nazis, die ein tausendjähriges Reich errichten wollten, hat es gerade auf zwölf, der Sozialismus, der gleich die gesamte Zukunft für sich in Anspruch nahm, auf nicht einmal siebzig Jahre gebracht. Zwang und Enge stehen der allgemeinen Entwicklung entgegen. Die setzt sich dann eben woanders fort.
Es ist daher keine moralische Frage, ob sich gesellschaftliche und individuelle Freiheiten langfristig ausweiten werden. Sie sind die besten Garanten für menschlichen und damit auch wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg. Eine moderne Wirtschaft kommt, zumindest wenn sie um eine Führungsrolle einnehmen will, ohne ein steigendes Maß an Kreativität nicht aus. Innovationen haben höchsten produktiven Wert, und Freiheit bietet die besten Voraussetzungen, unter denen sich die dazugehörige Kreativität entfalten kann.
Gleichzeitig bergen die immer höheren produktiven menschlichen Potenzen immer größere Gefahren. Wie gut, wenn man dann Fehlentwicklungen rechtzeitig entgegen steuern kann! Diese werden jedoch systemimmanent seltenst erkannt. Es braucht daher gesellschaftliche Gegenkräfte, die kritisch und unbequem auf Missstände aufmerksam machen und sich für entsprechenden Wandel "auf der Straße" engagieren dürfen. In dem Maße, wie Proteste unterdrückt werden, weiten sich die Probleme aus, bis sie schließlich den inneren Zusammenbruch des Gesamtsystems bewirken. Das hat der so genannte Sozialismus bestens gezeigt.
Gesellschaftlicher Wandel setzt Freiheit voraus.
Und positive gesellschaftliche Entwicklung drückt sich ihrerseits durch zunehmende Freiheiten aus.
Selbst wenn es immer wieder aus menschlicher Dummheit geborene, ins Alte verliebte Gegenströmungen geben wird, haben diese auf Dauer keine Chance. Fortschritt setzt sich fort.
Und er wird dabei von einem weiteren, dem wohl wichtigsten Aspekt getragen:
Freiheit entspricht dem tiefen menschlichen Sehnen, mit dem uns das Leben von Natur aus versehen hat. Hierin liegt der Freiheit stärkste Kraft.
Denn Menschen werden immer auf irgendeine Art und Weise ihrem Sehnen folgen. Und je höher unser Glücksanspruch an das Leben steigt, desto mehr wird Freiheit an Bedeutung gewinnen.
Feste Ordnungen und starre Herrschaftshierarchien standen und stehen dem menschlichen Glücksanspruch und dem dazugehörigen tiefen inneren Sehnen nach Freiheit grundsätzlich entgegen. Doch die alten Strukturen haben es in Jahrtausenden nicht geschafft, diese Lebensimpulse zu stören. Im Gegenteil: Das natürlich Gesunde im Menschen hat uns alle Fortschritte gebracht, und es gewinnt immer größere Kraft.
Dies kann Zuversicht für die Zukunft nähren.