Mittwoch, 19. Mai 2010

Schulden 1 / Verhältnisse

Eines der gebetsmühlenartigen aktuellen Mantras angesichts der hohen Verschuldung der privaten und öffentlichen Haushalte besteht in dem Vorwurf, dass wir weit über unsere Verhältnisse lebten. Welch metaphysischer Unsinn! Man kann nicht über die eigenen Verhältnisse leben. Wir sind in unsere Verhältnisse eingewoben, sind ein Teil von ihnen, können nicht darunter oder darüber, wir sind und bleiben mitten drin. Man kann nicht essen, was nicht da ist. Man kann nicht konsumieren, was es nicht gibt. Doch wenn Nahrung vorhanden ist, sollte sie gegessen werden, statt dass sie verfault. Und wenn es Produkte gibt, ist es besser, dass man sie kauft, statt dass sie wie im Elektronikbereich schnell überholt und wertlos werden. Die Fülle ist da. Das Geld ist da. Doch es steht nicht allen, die etwas brauchen oder wünschen, ausreichend zur Verfügung. Durch Leihen und Verleihen findet eine allgemein akzeptierte Umverteilung zum gegenseitigen Vorteil statt. Da ist nichts verwerflich dran.