Mittwoch, 30. Juni 2010

Schwierigkeiten mit Kunst?

Kein Wunder. Ich habe sie auch.
Denn Kunst ist chaotisch, schwer zu machen, manchmal schwer zu tragen und mitunter noch schwerer zu ertragen.
Kunst, insbesondere bildende Kunst ist wunderbar frei. An Kreativität gebunden, aus Kreativität geboren, sich Regeln widersetzend. Kaum meint man, dass man sie verstanden hätte, kommt sie schon im neuen Gewand einher. Verwirrend. Überraschend. Auch den Sachverständigen stets Schnippchen schlagend. Bildende Kunst lässt sich nicht fassen.
Sie sprengt Grenzen und geht ungeahnte Bündnisse ein. Sie durchdringt fast alles und will doch stets selbst etwas ganz Besonderes sein.

Welch Unsinn zu meinen, dass man zeitgenössische bildende Kunst noch definieren oder gar den Wert eines Kunstwerks nach irgendwelchen Kriterien klar bemessen könnte. Willkürliche Zuordnungen, Ein- und Ausgrenzversuche von außen wird es zwar immer geben. Von denen, die sich als vermeintliche Sachverständige ihrerseits profilieren möchten - und den eigentlichen Wert kreativer Kunst nicht wirklich verstehen, weil der sich eben nicht speziell bestimmen lässt. Er hat auch nichts mit den Kursen am Kunstmarkt zu tun. Der Markt schafft und lebt von Begehrlichkeiten. Stimmungen, Trends und Moden. Doch Begehrlichkeit ist nicht gleich Wertigkeit.

Flüchtigkeit.

Der Wert des Windes liegt nicht in der Stille. Auch die Böe nicht oder der Orkan machen die Wertigkeit des Windes aus. Sie liegt darin, dass er die Luft bewegt, indem er selbst ein Teil dieser Bewegung ist.

Der Wert der bildenden Kunst entsteht durch ihre Unbestimmbarkeit, ihre offene Vielfalt, ihre verwirrende Unberechenbarkeit, mit der sie geistige, kulturelle und gesellschaftliche Öffnungen und Bewegungen schafft und ihrerseits selbst ein Teil davon ist.

Sich der künstlerischen Brise auszusetzen, heißt, die Wertigkeit der Kunst persönlich zu erfahren:
Wie fühle ich mich dabei? Was tut mir gut? Was empfinde ich angenehm oder unangenehm?
Was stößt mich ab? Was öffnet und bereichert mich?
Der eigene Maßstab zählt.
Jeder sollte sein eigener Sachverständiger sein!
Nicht denkend, sondern spürend und fühlend. - So kommt man sich selbst dann nah.

Die Freiheit der bildenden Kunst ist jedenfalls nicht allein für den Künstler, sondern auch für den Betrachter da.
Sie zu nutzen, heißt, aus bestehenden Konzepten und eigenen Überzeugungen auszubrechen.
Den Autoritäten misstrauen. Eigenverantwortlich sein. Selbst bewerten. Nach innen spüren. Mutig auf die eigene Wahrnehmung setzen und der eigenen Intuition vertrauen.

Von außen kann es keine wirklich kompetente offizielle, gar verbindliche Antwort geben.
Das mag erst einmal schwierig erscheinen.
Doch schwierig ist Kunst nur, wenn und weil wir den Umgang mit Freiheit nicht erlernten und das Vertrauen in sich selbst verlernten.

Die Unwägbarkeit der Kunst fördert jedoch die eigene Befreiungschance.
Sie lädt ein, eigene Einschätzungen zu wagen!


Montag, 28. Juni 2010

eine große Liebe

Heute hätte sie Geburtstag gehabt.
Ich habe sie nicht vergessen. Dreißig Jahre ist es her, dass wir uns zuletzt sahen.
Damals wollte sie meine offenen Arme nicht mehr. Ihren Sprung in ein anderes Leben hatte sie abgebrochen, sich über dem Abgrund umgedreht und einen tiefen Fall getan.
Ich habe sie meinerseits innerlich nie losgelassen.

Sie war mir nah in einer Weise, wie ich es vorher noch nicht kannte, hatte mich berührt, sich öffnend, nackt gezeigt, ihr tiefstes Sehnen offenbart und auch ihre Ängste, verzweifelt ringend mit sich selbst. Tiefste Verbundenheit. Unzählige Lügen, wüste Attacken. Ich ahnte vorher nicht, dass ein Mensch, sich selbst so sehr im Wege stehen kann. Wache Sehnsucht. Kranker Hass. Missbrauch in der Kindheit. Borderline?
Was uns verband, zählte ihr nichts mehr. Sie war mir fremd geworden, und wie ich hörte, ist sie vorletzte Jahr gestorben. Vom Krebs und Männerhass zerfressen.

Ich habe all die Jahre mit mir selbst darum gerungen, die Liebe zu ihr wachzuhalten. Es ist mir auch durchaus gelungen.
Die Momente tiefster Nähe, als wunderschöne Erinnerungen habe ich sie mitgenommen.
Denn es ging um meine Liebe.

All meine Lieben habe ich mir auf diese Weise tief in mir bewahrt. Sie sind Teil von mir geworden.
Meine Liebe ist weiter gewachsen.
Es ist die größte Liebe heute, die ich mit Chandika nun leben kann.

Sonntag, 27. Juni 2010

Flagge zeigen

Es war mir eine Freude zuzuschauen. Die deutsche Fußballnationalmannschaft hat bei der WM gegen England wieder toll gespielt und selbst mich, der ich mich nicht als ausgesprochenen Fußballfan betrachte, begeistert. Sie traten frischer, virtuoser und vor allem engagierter auf als die anderen. Löw hat ein tolles Team geformt.
Deutschland kommt gut rüber.

Mehr noch berührt mich aber bei weltweiten Übertragungen globaler Großereignisse, dass Milliarden Menschen auf der ganzen Erde zur selben Zeit dieselben Bilder sehen, gemeinsam fokussiert sind und somit deutlicher als sonst miteinander verbunden, selbst wenn es nur in Bezug auf Fußball ist.

Warum dabei nicht Flagge zeigen? Gibt es einen Grund, sich zu verweigern?
Ich habe keine Probleme mehr, Deutscher zu sein. Schon bei der letzten WM 2006 habe ich die Deutsche Fahne geschwenkt. Da war es Übung, sozusagen probeweise für einen kurzen Moment. Es hat nicht weh getan.

Grundsätzlich mag ich Fahnen mit ihrem lustigen Geflatter und wollte diesmal eine an mein Auto heften.

Dann hat es doch geknirscht: schwarz, rot, gold - das sind nicht meine Farben!
Nicht politisch gemeint. Es geht tatsächlich allein um diese Farben. Ich würde mich sonst nicht mit schwarz und rot umgeben. Mit gold inzwischen eher, doch die gesamte Kombination der drei ist mir zu bunt und laut mit viel zu harten Kontrasten.

Warum sollte ich mein Auto damit "schmücken"? "Flagge zeigen" im Sinne von Zugehörigkeit oder gar Unterordnung? Nationales Bekenntnis abgeben durch Anpassung an kollektive Uniformität?

Warum trägt nicht jeder seine eigene, ganz persönliche Fahne?
Selbst wenn mir die allermeisten dann gewiss genau so wenig gefielen, wäre damit ein Bekenntnis zu Vielfalt und Spielraum da. Ich würde nicht auffallen, schon gar nicht provozieren mit einer eigenen.

Ich bin für kreative Individualität statt gleichförmiger Masse!
Globalisierung und Individualisierung sind die zukunftsweisenden komplementären Tendenzen!

Selbst wenn Deutschland inzwischen genauso gut und in vieler Hinsicht vielleicht sogar besser ist als andere Staaten, selbst wenn man in Europa heutzutage mit nationalen Bekenntnissen mehr Spiel als aggressive Abgrenzung betreibt, klebt an den tradierten Bedeutungswerten aller Nationen der Mief das Alten, der den weiteren europäischen Zusammenschluss erschwert.
Gemeinsamkeiten sind es, die uns in die Zukunft tragen.
Wir bräuchten ein gemeinsames Finanzsystem und mehr noch eine gemeinsame Sprache.
Am Ende nicht nur für Europa, sondern für die ganze Welt.

Freie Individuen, die sich unbegrenzt entfalten und sich im friedlichen Miteinander zur Menschheit insgesamt bekennen, deren formende Teile wir sowieso ja sind.

Wenn ich an eigene Fahne denke, kommt mir weiß in den Sinn, die Farbe, die ich (selbst wenn mancher sie als "keine Farbe" oder Un-Farbe ansieht) schon seit langem ganz besonders mag.

Weiß ist für mich Ausdruck für Licht, Klarheit und Zuversicht.
Weiß war schon früher, gegen die nationalen Farben eingetauscht, das Zeichen, nicht mehr kämpfen zu wollen.
Weiß ist ein Symbol für Frieden.

Weiß ist zudem die Farbe aller Farben.
Im weißen Licht sind alle Farben in unendlicher Vielfalt zu universeller Harmonie vereint.
Eine schönere Symbolik kann es gar nicht geben.

Ich werde ein weißes Fähnchen zum Flattern bringen.

Ein Weißton mit einer Tendenz zur Wärme hin.


Freitag, 25. Juni 2010




Wüstenwind

Was ist Freiheit?

Viel wurde in den letzten Jahren über den freien Willen diskutiert. Gibt es ihn überhaupt - wenn das, was wir entscheiden, stets auch von Hormonen und Neuronen abhängig ist? Kann man überhaupt von Freiheit sprechen, wenn wir doch niemals machen können, was wir wollen, weil uns nicht nur das Umfeld sondern auch der Körper immer irgendwelche Grenzen setzen?
Es entspricht der Überheblichkeit des Geistes, dass er frei von allem sein möchte und drückt gleichermaßen auch Dummheit aus.
Diese wahnsinnige Vorstellung, ohne irgendwelche Determinanten im unbegrenzten, leeren Raum existieren zu können. Wie lebensfern!

Es geht ums Leben. Das Leben macht unser Sein und unser Zentrum aus. Wir leben, um zu leben. Und wir haben den Geist, damit er uns im Leben unterstützt.
Das macht seinen evolutionsgeschichtlichen Vorteil aus.

Freiheit lässt sich folglich nur im Lebenszusammenhang definieren.
Nur in diesem Kontext bringt die Freiheit Sinn.
Alle Versuche, Freiheit anders und somit unweigerlich auch lebensfern zu definieren, sind rein theoretische sinnlose Gedankenspielereien, die dem Leben und somit auch uns selbst abträglich sind - wenn man einmal davon absieht, dass sie allenfalls als formale Verstandesübungen die geistigen Fähigkeiten schärfen könnten. Doch auch das brächte nur dann einen Sinn, wenn man solche Fantasien gleich wieder verwerfen und in den Lebenszusammenhang zurückkehren kann.

Freiheit besteht im Lebenszusammenhang nur dann, wenn man ungehemmt von innen heraus gemäß seinen inneren Lebensimpulsen leben kann.
Freiheit drückt sich somit nicht gegenüber den inneren Lebensimpulsen, sondern auf deren Grundlage aus.
Frei sind wir folglich in dem Maße, wie uns einerseits das Umfeld das unbeschwerte Ausleben der tiefen Impulse erlaubt, wie aber andererseits auch wir selbst uns als Individuen nicht dabei begrenzen. Was sehr leicht geschehen kann, wenn man die Herrschaftsprägung der eigenen Überzeugungen und Glaubenssätze nicht durchschaut.

Alles, was man meint zu müssen oder nicht zu dürfen, schränkt von innen her die eigene Freiheit ein.

Die Freiheit des Geistes ist daher nicht absolut zu bemessen. Verinnerlichte geistige Zwänge, feste Überzeugungen, Glaubenssätze wie auch starre Lebenspläne können die Freiheit des Lebens von innen her entscheidend beengen.

Seinem ursprünglichen Sinn entsprechend ist der Geist folglich dann nur frei, wenn er ein freies Leben erlaubt, wenn er sich nicht über das Leben stellt, sondern Seele und Körper in Hinsicht auf Gesundheit und Lebensglück unterstützen will.

Von Natur aus ist der Geist ein Diener des Lebens, er ist nicht Meister.
Und er sollte nicht versuchen, es zu sein.
Denn in dem Maße, wie er herrschen will, schadet er dem Leben, von dem er abhängig ist und damit auch sich selbst.
Dem Leben dienend, drückt sich geistige Freiheit aus.

Mittwoch, 23. Juni 2010

Macht und Herrschaft

Ich halte nichts von einer Gleichstellung von Macht und Herrschaft.
Macht und Herrschaft sind keine Synonyme!

Macht ist natürlich.
Der Kraft eines Lebewesens entsprechend. Wandelbar, lebendig. 
Macht ist, was man machen kann. Mal mehr, mal weniger, der jeweiligen Verfassung entsprechend.
Ein Löwe verliert seine Macht, wenn er seine Kraft verliert.

Herrschaft ist der Versuch, die eigene Macht festzuschreiben.
Sie kommt in der Natur nicht vor.
Einem Löwenpascha gelingt es nicht, andere Löwen zu seinen Dienern zu machen.
Diese bleiben zeitlebens potentielle Konkurrenten.

Herrschaft fängt damit an, dass ein Herr es schafft, andere Menschen dauerhaft zu seinen Dienern zu machen, damit sie (freiwillig) mit ihrer Kraft (Macht) seine Macht unterstützen, absichern und vermehren.
Das sind am Ende selbstverständlich nicht nur Diener, sondern vor allem Soldaten und Beamte, die dies freiwillig tun.
Stabile Ordnungen entstehen auf diese Weise als festgeschriebene hierarchische Gefüge.
Je größer die Strukturen, desto größer wird der da oben, desto kleiner die da unten.

Es ist ein grundsätzlich falscher Mythos, dass Herrschaft auf elementarer Unterdrückung basiert.
Auf der Grundlage von Gewalt allein lässt sich keine dauerhafte Ordnung schaffen.

Herrschaft ist ein geistiger Aspekt. Sie ist nur über den Geist vermittelbar.
Der Herrscher muss die Untergebenen davon überzeugen, dass die von ihm repräsentierte Ordnung auch zu ihrem Besten ist. Sie müssen selbst an den positiven Sinn der Herrschaft glauben, überzeugt davon sein, dass sie selbst einen Vorteil davon haben, sich fürchten, diesen zu verlieren, sich abhängig fühlen und wie sich wie Kinder vor dem Verlust des Vaters oder der Mutter ängstigen.

Die Errichtung von Herrschaft ist ein geistiger Prozess.
Herrschaft kann nur funktionieren, wenn sie das Denken der Menschen durchdringt.
Wenn diese sich selbst schwach und klein fühlen und die Ordnung erhöhen.

Genau das sind die Prägungen, mit denen wir heute noch zu tun und uns auseinanderzusetzen haben.
Das Herrschaftsdenken hält uns fest. Mit unzähligen Glaubenssätzen, Überzeugungen und vielen anderen Aspekten, zu denen auch ein tiefes Misstrauen gegenüber dem Menschsein und damit auch sich selbst gegenüber gehört.

Herrschaft hat uns gelehrt, den Menschen an sich als tief innen schlecht und asozial anzusehen, um sich mit dieser Lüge selbst als ordnende soziale Kraft zu legitimieren.

Innere Selbstbefreiung setzt ein positives Menschenbild voraus.

Montag, 21. Juni 2010

Warum Freiheit unaufhaltsam ist.

Ich liebe Freiheit und möchte mich für einen Zuwachs an Freiheit, vor allem geistiger Freiheit engagieren.
Gesellschaftliche Freiheit drückt gesellschaftlichen Fortschritt aus. Feste Ordnungen und starre Hierarchien, wie sie unausweichlich zu Herrschaft gehören, stehen dem entgegen. Dennoch weiten sich seit der französischen Revolution die gesellschaftlichen Freiräume unaufhaltsam aus.

Die langfristige Entwicklung zu immer mehr individueller Freiheit und damit auch Eigenverantwortung hin ist der große und entscheidende epochale Wandel, in dem sich die Menschheit seit mehr als zwei Jahrhunderten befindet - selbst wenn es natürlich regionale Unterschiede und immer wieder auch kurzzeitige Gegenströmungen gibt, weil Entwicklung eben nicht gleichmäßig und geradlinig verläuft.

Eine der wichtigsten (und am Ende positiven) Lehren des letzten des Jahrhunderts war (wenn auch äußerst bitter "erkauft"), dass autoritäre politische Systeme für gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolg nichts mehr taugen. Die Diktatur der Nazis, die ein tausendjähriges Reich errichten wollten, hat es gerade auf zwölf, der Sozialismus, der gleich die gesamte Zukunft für sich in Anspruch nahm, auf nicht einmal siebzig Jahre gebracht. Zwang und Enge stehen der allgemeinen Entwicklung entgegen. Die setzt sich dann eben woanders fort.

Es ist daher keine moralische Frage, ob sich gesellschaftliche und individuelle Freiheiten langfristig ausweiten werden. Sie sind die besten Garanten für menschlichen und damit auch wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg. Eine moderne Wirtschaft kommt, zumindest wenn sie um eine Führungsrolle einnehmen will, ohne ein steigendes Maß an Kreativität nicht aus. Innovationen haben höchsten produktiven Wert, und Freiheit bietet die besten Voraussetzungen, unter denen sich die dazugehörige Kreativität entfalten kann.

Gleichzeitig bergen die immer höheren produktiven menschlichen Potenzen immer größere Gefahren. Wie gut, wenn man dann Fehlentwicklungen rechtzeitig entgegen steuern kann! Diese werden jedoch systemimmanent seltenst erkannt. Es braucht daher gesellschaftliche Gegenkräfte, die kritisch und unbequem auf Missstände aufmerksam machen und sich für entsprechenden Wandel "auf der Straße" engagieren dürfen. In dem Maße, wie Proteste unterdrückt werden, weiten sich die Probleme aus, bis sie schließlich den inneren Zusammenbruch des Gesamtsystems bewirken. Das hat der so genannte Sozialismus bestens gezeigt.

Gesellschaftlicher Wandel setzt Freiheit voraus.
Und positive gesellschaftliche Entwicklung drückt sich ihrerseits durch zunehmende Freiheiten aus.

Selbst wenn es immer wieder aus menschlicher Dummheit geborene, ins Alte verliebte Gegenströmungen geben wird, haben diese auf Dauer keine Chance. Fortschritt setzt sich fort.

Und er wird dabei von einem weiteren, dem wohl wichtigsten Aspekt getragen:
Freiheit entspricht dem tiefen menschlichen Sehnen, mit dem uns das Leben von Natur aus versehen hat. Hierin liegt der Freiheit stärkste Kraft.
Denn Menschen werden immer auf irgendeine Art und Weise ihrem Sehnen folgen. Und je höher unser Glücksanspruch an das Leben steigt, desto mehr wird Freiheit an Bedeutung gewinnen.

Feste Ordnungen und starre Herrschaftshierarchien standen und stehen dem menschlichen Glücksanspruch und dem dazugehörigen tiefen inneren Sehnen nach Freiheit grundsätzlich entgegen. Doch die alten Strukturen haben es in Jahrtausenden nicht geschafft, diese Lebensimpulse zu stören. Im Gegenteil: Das natürlich Gesunde im Menschen hat uns alle Fortschritte gebracht, und es gewinnt immer größere Kraft.
Dies kann Zuversicht für die Zukunft nähren.

Sonntag, 20. Juni 2010

Sinn der Freiheit

Einen tieferen Sinn von Freiheit zu definieren, ist im Grunde unmöglich, weil es genau genommen gar keinen Sinn der Freiheit gibt.
Sie ist. Ursprünglich, selbstverständlich und natürlich wie die Natur ist, wie sie ist, ohne einen Sinn zu haben. Doch beide, Natur und Freiheit, sind elementare Voraussetzungen für Leben, auch für unser Leben. So entscheidend, dass Leben ohne sie nicht existieren, sich nicht entfalten und entwickeln könnte.

Willkürliche Begrenzungen, feste Ordnungen, wie der Mensch sie mittels Herrschaft konstruierte, kommen in der Natur nicht vor.
Sie engen das Leben unnatürlich ein, schaffen Deformationen und machen gesunde Entfaltung unmöglich.

Folglich könnte, wenn man so will, die unbegrenzte Entfaltung und gesunde Entwicklung des Lebens als Sinn der Freiheit gelten.

Zunehmende äußere Freiheiten im gesellschaftlichen Zusammenhang wären somit nicht etwa zum ungehemmten Ausleben der eigenen Süchte und Deformierungen da.

Die zurückgewonnenen Spielräume sollten wir vielmehr als Chance zum Abstoßen krankmachender alter Prägungen, als Einladung zur Klärung des eigenen Geistes und zu seelischer wie körperlicher Heilung verstehen und in ihnen schließlich einen Ansporn für die freie Entfaltung eines reifen Menschseins sehen.

Wie wären wir, was wäre aus uns geworden, wenn wir als Menschen hätten frei aufwachsen dürfen, ungehindert den inneren Impulsen folgend, die das Leben ganz natürlich tief in uns verankert hat?
Was würde geschehen, wenn man dem Menschsein vertraute, statt mit fester Überzeugung von vornherein nach alter Herrschaftstradition davon auszugehen, dass jeder Mensch schon als Kind erst gebildet und einem fragwürdigen Menschenbild nach unbedingt geformt werden müsste?

Wir haben heutzutage viel mehr als Menschen früherer Zeiten die Chance, nach dem nicht Deformierten, dem natürlichen Gesunden in uns selbst zu forschen, dabei tiefes Selbstvertrauen zurückgewinnen und ein wirklich reifes Menschsein zu entwickeln.

Jeder ist eingeladen, auf diesem Weg Vorreiter und Vorbild zu sein, weil es gerade in Freiheit positive Orientierungen braucht, damit das gesellschaftliche Miteinander zum eigenen und gemeinsamen Wohle funktionieren kann.

Freitag, 18. Juni 2010

Tücken des Bewährten

Selbst und gerade beim Fußball zeigt sich sehr schnell, dass man Bewährtem nicht vertrauen kann.
Klinsmann und Löw hatten Altes durchbrochen und mit viel kreativem Mut eine ganz neue Mannschaft geschaffen.
Das erste Spiel in Südafrika war eine Freude, es anzuschauen.
Das zweite mit denselben Spielern bös versemmelt, und es lag nicht nur an diesen.
Ohne irgendeine Veränderung auf die vorher erfolgreiche Aufstellung zu setzen, lädt die gegnerische Mannschaft wunderbar ein, sich darauf einzustellen.

Bewährtes geht meist nach hinten los, wenn sich das Umfeld verändert.
Kreativität ist immer wieder neu gefordert, wenn man vorne bleiben will.
Das gilt überall. Auch im Denken.

Schubladenverweigerung

Donnerstag, 17. Juni 2010

Was ist Fortschritt?

Fortschritt bedeutet eine nachhaltige Veränderung zum Positiven hin.
Es ist der Schritt voran, der nicht wieder rückgängig gemacht werden muss.

Neues hat nicht automatisch mit Fortschritt zu tun.
Längst nicht jede Veränderung kommt einem Fortschritt gleich.
Nicht einmal Entwicklung an sich muss grundsätzlich fortschrittlich sein.
Entwicklungen können zumindest vorübergehend dem Fortschritt entgegen verlaufen.

Ob eine Entwicklung dem Fortschritt dient oder nicht, lässt sich nur schwer ermessen. Man kann Fortschritt nicht deklarieren.
Der Kommunismus oder die Errichtung der Nazidiktatur wurden von vielen Menschen als Fortschritte angesehen. Sie war jedoch Rückschritte. Erst die Rückschritte vom Rückschritt haben sich wiederum als Fortschritte erwiesen.

Ob sich technische Entwicklungen, selbst wenn sie die menschliche Potenz erhöhen, als Fortschritte erweisen, hängt entscheidend davon ab, ob wir als Menschen lernen zu eigenen Wohle damit umzugehen. - Oder die Finger besser davon lassen.

Fortschritt hat in jedem Fall qualitativen Charakter.
Man kann ihn daher nur in einem Bezugssystem definieren.
Entscheidend ist der Bezug zum Leben.
Am Ende läuft nur das, was dem Leben dient, auf einen Fortschritt hinaus:
Fortschritt ist das Leben unterstützend.

Besser noch, weil genauer, ist der Bezug zur Entwicklung menschlichen Lebens.
Fortschritt erhöht die Lebensqualität des Menschen.

Fortschrittlich sind Entwicklungstendenzen, die menschliche Reife in geistiger und seelischer Hinsicht, Gesundheit und friedliches Zusammenspiel fördern.

Gesellschaftliche Freiheit, allgemeiner Wohlstand und individuelle Entfaltung machen menschlichen Fortschritt aus.

Fortschritt ist am Ende unaufhaltsam.
Innere Triebfeder wie auch natürlicher Maßstab dafür ist das unauslöschlich tiefe menschliche Sehnen nach Zuwachs von Lebenssicherheit, Erkenntnis, Entfaltung, Wohlstand, Weisheit und Lebensglück.

Sich selbst gut spürend, im bewussten Kontakt mit den eigenen tiefen Lebensimpulsen kann man menschlichen Fortschritt am besten unterstützen.

Dafür möchten Chandika und ich Anregungen, Impulse und Anker bieten.

Wahrheit

Ich glaube nicht an eine (einfache) Wahrheitsformel.
Auch nicht daran, dass Wahrheit irgendwo niedergeschrieben wäre oder jemals festgelegt sein könnte.

Realität bedeutet unüberschaubare Vielfalt an Erscheinungen und Zusammenhängen. Egal, ob wir sie kennen.

Wahrheit wäre die unverfälschte (nicht vereinfachte) vollständige Widerspiegelung der Realität im Kopf, einschließlich aller Widerspiegelungen und inneren Resonanzen in den Köpfen und Körpern sämtlicher Lebewesen.

In diesem Sinne ist Wahrheit unmöglich.
Es kann immer nur Annäherungen daran geben. Die aber schreiten m.E. unaufhörlich fort.
Und es bleibt des eigenen und allgemeinen Lebensfortschritts wegen unerlässlich, immer weiter danach zu streben.

Je mehr Vielfalt man in die eigene Betrachtung mit einbeziehen kann, desto dichter kommt man an die Wahrheit heran, desto besser (wahrheitsgemäßer) kann man die Welt begreifen.

Mohn


Sonntag, 13. Juni 2010

Was macht geistigen Fortschritt aus? - 1

1 – äußerlich

Geistige Positionen drücken sich immer auch gesellschaftlich aus.

Geistiger Fortschritt lässt sich äußerlich an folgenden gesellschaftlichen Faktoren und Tendenzen ermessen:

  • Abkehr von Herrschaft und Unterordnung hin zu Freiheit und Eigenverantwortung.
  • Frieden statt Krieg.
  • Weg von Masse und Uniformierung / Aufwertung von Individualität und Nonkonformität.
  • Rückgang autoritärer Reglementierung für mehr Spielraum und Kreativität in allen Lebensbereichen.
  • Politische und gesellschaftliche Freiheit.
  • Kritische Betrachtung staatlicher Macht, Meinungsfreiheit, Erlaubnis politischer Bürgeraktivitäten einschließlich Demonstrationsfreiheit.
  • Freier Zugang zu Informationen (betrifft alle Medien, auch Internet und natürlich die eigene Fähigkeit zu lesen. / Abbau von Analphabetismus, allgemeine Bildungschancen.)
  • Gleichberechtigung der Frau.
  • Sexuelle Freizügigkeit.
  • Aufweichung der Bedeutung sozialer Herkunft.
  • Trennung von Staat und Kirche.
  • Rückgang des religiösen Einflusses.
  • Staatliche Gewaltenteilung (Unabhängigkeit der Justiz).
  • Befreiung von Tabus, Dogmen, Riten und religiöser Bindung hin zu allgemeiner Toleranz und geistiger Offenheit.
  • Kompromissfähigkeit
  • Abbau von Feindbildern
  • Zurückdrängen von Kriminalität und Gewalt.
  • Ächtung von Folter und Todesstrafe.
  • Staatliche Garantie für die Lebenssicherheit aller Menschen innerhalb seiner territorialen Grenzen.
  • Soziale Sicherheit / zuverlässige und befriedigende staatliche Transferleistungen.
  • Nachvollziehbare staatliche Organisation.
  • Abbau von Korruption.
  • Allgemeine Rechtssicherheit (gleiches Recht für alle) und Transparenz politischer Entscheidungsprozesse.
  • Bejahung gesellschaftlichen Fortschritts.
  • Zunahme des Umweltbewusstseins / Entwicklung und Förderung ökologischer Nachhaltigkeit
  • Politische Orientierung weg von Machtinteressen hin zu gesellschaftlicher Verantwortung (Wohl der Bürger vor dem des Staates)
  • Aufweichung von Nation und Tradition für globale Öffnung.
  • Stärkung globalen Bewusstseins und internationalen Zusammenspiels
  • Kooperation statt Konfrontation
  • Engagement für globale Gremien.
  • Gesellschaftliche Orientierung weg von Bescheidenheit, eigener Begrenzung und vom Funktionieren hin zu Wohlstand und allgemeinem Anspruch auf Lebensglück. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - .
  • Und die Fähigkeit, all diese Aspekte insgesamt als Fortschritt zu vertreten.

Donnerstag, 10. Juni 2010



Wald 1


Hürden geistigen Fortschritts - 2


Wenn neues Denken, wie angedeutet, stets eigenes Mitdenken verlangt, hängen allein schon sein Erkennen, erst recht sein Verstehen oder gar die Zustimmung zu Neuem selbstverständlich von eigener Bereitschaft, von eigener intellektueller Fähigkeit und von eigener geistiger Flexibilität und Offenheit ab.


Diejenigen, die meinen, dass es geistig nichts wirklich Neues mehr geben könnte, wer den Wert des Alten für unumstößlich hält oder wer sich mit seinen Überzeugungen verheiratet fühlt, werden nicht einmal so offen sein, neue Denkansätze überhaupt nur zu entdecken.


Darüber hinaus werden natürlich diejenigen, die sich mit einer pessimistischen Weltsicht eingerichtet haben, für Optimismus und Zuversicht schwerlich offen sein. Wie umgekehrt ebenso.


Die Konfrontation mit neuem Denken fordert stets zu eigenem Umdenken auf.

Ist die Bereitschaft dazu da, kann es nicht nur geistig erweiternd und bereichernd, sondern sogar insgesamt befreiend und auch für Körper und Seele sehr heilsam sein.


Kein Mensch kann jedoch ständig so offen sein, sich mit allem Neuen auseinanderzusetzen. Sonst wäre er, wie neulich eine gute Bekannte bemerkte, selbst nicht ganz dicht.


Sich neuem Denken gegenüber zu öffnen, ist stets mit Anstrengung verbunden, die nicht jederzeit von jedem zu leisten ist, selbst wenn er es wollte. Die Kraft zu tiefgreifender geistiger Erneuerung wird immer nur in wenigen Lebenssituationen vorhanden sein.


Außerdem kommen neue Aspekte so vielfältig und in solcher Anzahl daher, dass allein schon deshalb jedes Menschen Kapazität damit überfordert wäre, sie alle zu berücksichtigen.

Dabei sind gewiss nur die wenigsten es wirklich wert, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken.

Doch wie sie erkennen?


Wir brauchen Filter zum eigenen Schutz.

Und diese Filter sind meist andere Menschen. Lektoren und Verleger z.B., bei denen wir uns dann aber davon abhängig machen, was sie - meist aus finanziellen Gründen - für veröffentlichungswert erachten.

Vielleicht sind es aber auch uns nahe, vertraute Menschen, von denen wir uns vertrauensvoll an Neues heranführen lassen.


All solche Brücken können hilfreich sein, aber die eigene Verantwortung nicht ersetzen. Am Ende kommt es ja immer auf die eigene Entscheidung an. Und hier gilt es, den Wert der eigenen Intuition neu zu entdecken, weil sie stets den wertvollsten Bogen zum eigenen Leben schlägt.


Schließlich ist bei allem Neuem am wichtigsten, ob es eine Bereicherung für eigene Leben schenken kann.

Und aus dieser Sicht lässt sich manch neue Denksatz vielleicht ganz nah (im wahrsten Sinne des Wortes) erleben, weil man ihn im eigenen Umfeld anhand gelebter Lebenspraxis schon überprüfen kann.


Was lebt ein Mensch selbst vor? Was strahlt er aus? Zieht es mich an? Ist er selbst ein freier Geist, oder ordnet er sich geistig unter? Tritt er eigenverantwortlich für sein Denken ein?


Intuitive Anziehung macht den Kontakt zu neuen geistigen Impulsen möglich, wenn man der eigenen Intuition und damit auch sich selbst vertrauen lernt.

- Allein schon dieser Schritt darf durchaus als geistiger Fortschritt gelten.


Fazit - 2:

Die Konfrontation mit neuen Inhalten braucht geistige Offenheit, die niemals grenzenlos vorhanden sein kann. Beim Abwägen, welchen neuen Impulsen man sich öffnen mag, kann die eigene Intuition als wichtiger Gesichtspunkt dienen.



Margerita



Hürden geistigen Fortschritts - 1

Von der Kunst ist man an ständig Neues gewöhnt, und man kann es als neue Form auch schnell erkennen.

In der Philosophie ist Neues nicht selbstverständlich und bedeutend schwieriger zu erkennen, weil sich neue Inhalte nicht gleich offensichtlich von allein erschließen, sondern von vornherein eigenes Mitdenken verlangen.


Anfangs glaubte ich dennoch mit jugendlichem Elan, dass neue Gedanken, die wahr und gut und richtig wären, Menschen auf Anhieb ansprechen, überzeugen und damit auch sich selbst beweisen würden, und eine wirklich große Idee dem entsprechend das Potential hätte, alle Probleme, für die wir als Menschen selbst verantwortlich sind, auf einen Schlag zu beseitigen. Geistige Erlösung sozusagen. Weisheit, Frieden, Klarheit, Lebensglück mit einem Mal.


Später war ich lange Zeit davon überzeugt, dass es allein an mangelnder geistiger Offenheit der Menschen läge, wenn sich Gedanken, die ich gut und richtig fand, nur schwer vermitteln ließen.


Heute gehe ich davon aus, und es fühlt sich versöhnlicher an, dass es am Wesen des Neuen des liegt, wenn es hohe Hürden für geistigen Fortschritt gibt - und man folglich auch den Wert neuer Ideen nicht an deren erster Resonanz schon überprüfen kann.


Wie soll man überhaupt Neues erkennen, wie Neues vermitteln, wenn man, um zu verstehen, grundsätzlich nur an Altes andocken kann?

Das Neue kommt ja selbst im Gewand des Bekannten einher. Es bedient sich der erlernten Sprache, tradierten Begriffen und ist seinerseits stets weitestgehend aus vorhandenen Gedanken entstanden.


Auch für den Empfänger sind gespeicherte Informationen und gewohnte Gedankenmuster die Grundlage, auf der Verstehen nur geschehen kann.

Was man nicht verknüpfen kann, entzieht sich vorerst dem Begreifen.


Das jedoch, was sich auf Anhieb verstehen lässt, sind allein die Aspekte, die man ins Alte einordnen kann.

Dann aber erscheint Neues nicht mehr wirklich neu:

Das habe ich schon gelesen..., das haben doch vorher schon andere gesagt... -

Bruchstücke werden herauspickt, in Bekanntes einfügt und diesem untergeordnet. Dass sie am Ende im neuen Zusammenhang auch einen ganz neuen Sinn ergeben, wird nicht gesehen.


"Ich verstehe", erweist sich daher Neuem gegenüber in der Regel als sehr trügerisch und deutet, wenn sofort ausgesprochen, meist auf absolutes Unverständnis hin.

Dann ist es fast schon besser, Neues wird erst einmal als Blödsinn abgetan und somit wenigstens als ungewohnt und unverständlich wahrgenommen.

Selbst wenn auch dies nicht zu weiterem Verständnis führt.


Fazit - 1:

Neues Denken braucht stets einen sehr langen Atem.

Denn anfangs wird es sogar als Neues schwer erkannt, weil erst einmal nur ankommt, was man schon kennt.


Montag, 7. Juni 2010

Aufgabe der Philosophie

Meines Erachtens ist es die wichtigste Aufgabe der Philosophie, das jeweils vorhandene Wissen immer wieder neu zu ebenso zeitgemäßen wie in sich stimmigen, möglichst positiven Weltsichten zu vereinen. Dem Fortschritt der verfügbaren Informationen über die Außenwelt und das Innere des Menschseins entsprechend.


Dass ein kreativer Philosoph daher fundierte Kenntnis über den aktuellen Stand der Naturwissenschaften wie auch bewussten Kontakt zu seinen eigenen tiefsten Lebensimpulsen - seinen Gefühlen, seiner Intuition und seinem Sehnen - hat, scheint mir unendlich viel wichtiger als das Studium alter Schriften.


Als große kreative Herausforderung sehe ich die Entwicklung eines weitgehend offenen und flexiblen Denkmodells, das sich dem Zuwachs naturwissenschaftlicher Erkenntnisse anpassen, Informationen lebensbezogen integrieren und den Menschen für ihr Leben Kraft spenden kann.

Denkmodelle

Wir brauchen Denkmodelle über die Wirklichkeit, um das Gefühl zu erlangen, die Welt zu verstehen.

Den Unterschied zwischen erdachtem Weltmodell und Realität sollte man jedoch nie aus den Augen verlieren, weil Modelle grundsätzlich auf Vereinfachungen basieren.


Jede Form des Denkens über die Welt hat sich an der Realität zu beweisen.

In dem Maße, wie es einem Denkmodell nicht gelingt, neue Informationen über die Realität in sich stimmig zu integrieren, offenbart es, dass es nicht der Realität entspricht und gleichermaßen auch nicht dazu taugt, diese zu erklären.


Sich dennoch an ein gewohntes Denkmodell zu klammern, die eigene Weltsicht gar für wahrer als die Realität anzusehen oder die Existenz einer all umfassenden Wirklichkeit an sich zu leugnen, deutet - auch als philosophische Position - auf eine kindlich egozentrische Denkweise hin.


Es kann doch letztlich nichts engstirniger sein, als das, was hinter der eigenen Stirn geschieht, für die Wahrheit zu halten.

Freitag, 4. Juni 2010

ein guter Mensch

Es kommt nicht darauf an, ein guter Christ, ein guter Moslem, guter Buddhist oder guter Marxist zu sein.
Entscheidend ist, ein guter Mensch zu sein.

Doch was das bedeutet, werden wir am besten gemeinsam erkennen, wenn der Abschied vom alten Glauben und der Ausstieg aus den eigenen Überzeugungen gelingen.

Querdenker

Die Einsicht, dass man Querdenker braucht, heißt sie noch lange nicht willkommen, weil ihre Unbequemlichkeit ja bleibt.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Ahrenshooper Allee


menschliche Reife 1


Menschliche Reife - auf der Grundlage freier Entfaltung im Vertrauen auf den positiven Kern des Menschen - neu zu definieren, halte ich für eine der ganz großen geistigen Herausforderungen unserer Zeit.
Bisher galten Menschen als erwachsen, wenn sie sich, um im Sinne bestehender Ordnungen zu funktionieren, geistig den angeblich bewährten Traditionen angepasst hatten. Menschliche Reife definierte sch entsprechend. Wer sich gut im Alten auskannte und belesen darüber reden konnte, wurde als gebildet oder weise eingeschätzt. Pubertärer Widerspruch, Sehnsucht nach Freiheit und eigener Entfaltung sah man nicht nur als unreif, sondern auch als gefährlich an, sie wurden folglich Jahrtausende lang unterdrückt.
Der Mensch war fest eingebunden in die Strukturen, in die er hineingeboren war und hatte in der Familie schon als Kind sehr früh Verantwortungen zu übernehmen.
Menschliche Bildung bedeutete die Ausrichtung des Individuums nach außen und hatte bruchlos über Kindheit und Jugend zu erfolgen, bis der Mensch der äußeren Ordnung entsprechend geformt war. Am Ende war er weitgehend von sich selbst entfremdet, unfähig sich selbst noch wirklich zu spüren, ausgerichtet aufs Funktionieren, jedem vermeintlichen Muss gehorchend.
Erst in jüngerer Zeit beginnt man, den Wert pubertären Freiheitsdrangs zu erkennen.
Tatsächlich ist die jugendliche Auflehnung eine entscheidende Voraussetzung für freie Entfaltung und wirkliche Reife.
Ohne die eigene Abgrenzung vom Alten bleiben die angeblich Erwachsenen nur zu erwachsenen Leistungen dressierte Kinder.
Nicht wer sich im Sinne von Unterordnung dem Alten dumpf angepasst hat, sondern wer sich selbst gut spüren und seinen Potentialen entsprechend voll entfalten kann, charakterisiert den Menschentyp, den es unter der Voraussetzung gesellschaftlicher Freiheit heute und mehr noch für die Zukunft braucht. Menschen, die aus eigener Kraft und freiem Impuls heraus bereit und fähig sind, nicht nur Verantwortung für sich selbst zu tragen, sondern auch Mitverantwortung für das menschliche Zusammenspiel im gesellschaftlichen und globalen Rahmen zu übernehmen.
Reife Menschen, die nach vorne schauend geistig offen sind, sich keinem Glaubensmodell unterordnen, sondern frei und eigenverantwortlich denken und in diesem Sinne ein positives Vorbild geben.

Dienstag, 1. Juni 2010

Tagespolitik und Orientierung

Das Experimentieren mit dem ersten eigenen Blog hat mich eingeladen, auch ein aktuelles Ereignis wie Köhlers Rücktritt zu kommentieren. Die Finanzkrise, der israelische Angriff auf die Schiffe nach Gaza, die Ölpest im Golf von Mexiko reizten mich im Grunde noch viel mehr zu Stellungnahmen, die es jedoch ebenfalls bereits in unübersehbaren Massen von anderen Menschen gibt. Durchaus auch von solchen, die sich wahrscheinlich von der Sache her besser auskennen als ich. Ich will deshalb nicht zu allem meine Meinung präsentieren, selbst wenn es sie natürlich gibt. Wer will, darf mich gerne fragen.

Tagespolitik oder deren Kommentierung sind nicht mein Geschäft. Ich achte Politiker für ihre schwere und schwierige Arbeit, obwohl mir deren Ergebnis kaum jemals wirklich gefällt. Natürlich gibt es Dummheit dort, und aus Machtgelüsten wird gewiss sehr viel gelogen. Dennoch erhält die deutsche Politik im Vergleich zu anderen Nationen das Leben hier sehr lebenswert. Dass es trotzdem Kritik gibt, ist ebenso berechtigt wie wichtig. Selbst bei gröbster Einseitigkeit gehört sie zum Funktionieren dieses Staats dazu.

Doch allein gegen etwas zu sein, etwas vermeintlich Schlimmes verhindern zu wollen oder gar zu meinen, es zu müssen, deutet auf eine sehr einfache eigene Positionierung hin, deren Auswirkungen am Ende vielleicht sehr viel bittere Konsequenzen nach sich zögen als die politisch ausgerangelten Entscheidungen, deren Folgen man schon abzusehen meint.

In der Regel fehlt mir das Wohin, Wofür auf allen Seiten. Die langfristige Orientierung, wofür es zu leben und sich zu engagieren lohnt. Tragfähige Antworten darauf, wie man das Lebensglück für alle Menschen dauerhaft vertiefen kann.

Tatsächlich ist er ja nicht schlecht der Punkt, an dem wir uns befinden. Unendlich viele Chancen stehen offen. Was am meisten fehlt sind die Visionen, mit denen man dem Leben im Kleinen wie im Großen positive Richtung kann.

Das sind die Fragen, die mich wirklich interessieren und zu denen ich selbst anregende Antworten bieten mag. Wer interessiert ist, was postsozialistisch, postkapitalistisch und letztlich auch postchristlich folgen könnte, darf sich von diesem Blog hier geistige Impulse erhoffen, die man nirgendwo sonst finden kann.


Kommentar

Ich weiß nicht, ob ich Horst Köhler richtig einschätze. Ich schaue nicht so sehr nach oben, lieber darauf, was ich selbst tun kann. Aber irgendwie finde ich seinen beleidigten Rücktritt schade.

Es kann uns hinsichtlich seines bisherigen Amtes doch nichts Besseres geschehen, als dass ein unbequemer Mensch dort waltet. Der sollte seinerseits jedoch auf den zu erwartenden Widerstand innerlich besser vorbereitet sein.