Donnerstag, 23. Februar 2012

Warum Freiheit? - Beuystag


Gestern beim "Beuystag" während der "Citizen Art Days" im Berliner "Freien Museum" blieb als Frage oder Bemerkung stehen, dass es verwunderlich und beachtlich wäre, wie sich der Freiheitsgedanke trotz aller Repressionen immer weiter verbreiten konnte.

Freiheit ist m.E. kein Konzept.
Nicht die Idee von Freiheit verleiht der Freiheit Kraft. 
Freiheit gehört zum Leben.
Das Leben braucht Freiraum, damit es sich entfalten kann.
Leben findet von Natur aus grundsätzlich in Freiheit statt.

Freiheit ist eine Grundvoraussetzung der Lebens und nichts, was der menschliche Geist erfunden hätte.
Wo Freiheit fehlt, wird ganz natürlich das Sehnen nach Freiheit wach.
Denn die Sehnsucht nach Freiheit zählt wie alles Sehnen zu unseren archaischen Orientierungen und tiefen Lebenskräften, die zu unserer angeborenen tierischen Natur gehören.
Das letztlich unauslöschbare tiefe innere Sehnen verleiht der Idee von Freiheit Kraft.

Damit stehen wir nicht allein. Alle Tiere wollen frei sein, um ihren Lebensimpulsen ungehindert folgen zu können. In der freien Entfaltung und der lebensbezogenen Anpassung im Sinne eines freien Zusammenspiels zwischen innen und außen liegt der eigentliche Lebenswert von Freiheit. 
Die Idee jedoch, auch von eigenen Lebensimpulsen unbeeinflusst frei zu sein, ist rein menschliche geistige Egozentrik, die ihrerseits zum lebensfernen Herrschaftsdenken gehört, das die Menschen von der Bejahung und Entfaltung ihrer Lebenskräfte entfremdet hat.

Ein geistiges Ideal von Freiheit brauchen wir allenfalls dazu, um uns gedanklich gegen Herrschaftskonzepte zu wehren, auf deren Grundlage man Jahrtausende lang den Menschen die freie Entfaltung verweigert hat. 
Wenn wir den Freiheitsgedanken lieben, hängt dies aber vom tiefen Sehnen in uns ab.
Wo es Raum gibt, in sich selbst hinein zu spüren und die eigenen alten Herrschaftsüberzeugungen den Kontakt nach innen nicht verwehren, wird man angesichts äußerer Begrenzung stets die Sehnsucht nach Freiheit spüren.

Gelungene äußere Befreiung geht jedoch nicht automatisch mit inneren Freiheit einher.
Die äußeren Freiräume sind heutzutage in der Regel sogar weiter, als es die inneren geistigen Räume sind. Menschen sind nämlich innerlich längst nicht frei, solange sie an eigenen Überzeugungen hängen. Feste Überzeugungen schränken, selbst wenn man sich freiwillig damit identifiziert, die eigene Wahrnehmung und das eigene Denken ein und legen den Menschen Zwänge auf.
Im Sinne innerer Befreiung kommt es darauf an, sich von allen festen Überzeugungen und allen Muss-Gedanken zu befreien, sich stattdessen mit offenem Geist zu einem freien Leben zu bekennen, sensibel nach innen zu spüren, die eigenen tiefen Lebensimpulse wahrzunehmen und der eigenen inneren Natur wieder vertrauen zu lernen. 

Spürend, was uns wirklich gut tut, werden wir innerlich vom Herrschaftsdenken frei und sind auch dann erst fähig, zum eigenen Wohle entscheiden zu können.
Und dies ist wiederum die Voraussetzung dafür, dass man sich auch zum Wohle anderer Lebewesen verhalten kann.