Freitag, 12. Mai 2017

Selbstfindung und Glauben

…“Immer wenn sich Menschen für tiefere „Selbsterkenntnis “ auf etwas „übersinnlich Höheres“ konzentrieren, kann dies nur zu weiterer Selbstentfremdung und zur Entfernung aus dem realen Leben führen.
….
Denkweisen, die weder dem heutigen Wissensstand über die reale Welt noch der Kenntnis über unser Gehirn und schon gar nicht über unsere natürlichen Lebensmuster entsprechen, vermögen weder auf einen wirklichen Weg zum eigenen tiefsten Innern noch zu geistiger Selbstbefreiung und einem beglückenden Miteinander zu führen.
Nichts jedoch gegen Ruhe.
Nichts gegen Kontemplation…
Ja, ein Mensch braucht Zeit für sich.
Auch Abstand nach außen … um innerlich anzukommen … innezuhalten… zu schweigen … in entspanntem Verweilen … jenseits von Muss … spürend … atmend … wahrnehmend … sich selbst reflektierend ….
All das ist sehr gut und zwischendurch immer wieder wichtig. 
Gleichfalls außerordentlich sinnvoll und richtig, in kritische Distanz zu den eigenen kulturellen Prägungen zu gehen.
Doch warum sofort freiwillig wieder andere, teilweise noch ältere religiöse Dogmen übernehmen und sich dann hörig wie eh und je deren äußeren Vorgaben hin-geben? Solch Selbstunterwerfung hätte und hat rein gar nichts mit tiefer Selbstfindung zu tun!
Als ob überhaupt „nichts wollen“ und „nichts denken“ Lösungen für ein selbst-bewusstes, eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben sein könnten…
Es lässt sich auch kein vorwärts weisender Sinn darin entdecken, den eigenen Kopf für Momente gedanklich zu entleeren, um ihn gleich danach wieder entweder mit eigenem alten geistigen Müll oder noch älteren „neuen“ Glaubenssätzen zu füllen – die im tradierten Herrschaftssinne nichts anderes als ebenso alte Anweisungen sind, sich kindlich einer höheren Ordnung hinzugeben, statt das eigene Leben selbstbewusst in die Hand zu nehmen. 
Gehorchend. Glaubend. Vertrauend. Fleißig übend, arbeitend, betend, antrainierten kindlichen Mustern folgend, gehen Menschen statt voran immer wieder wesentliche Schritte hinter den gesunden pubertären Impuls zur Selbstfindung zurück”…

aus
"Miteinander in Freiheit nah" LIEBE LEBEN LEBENSKUNST