Mittwoch, 21. Juli 2010

brauchen oder mögen?

Eine der Strategien der Herrschenden war es, ihre Untertanen geistig auf Not zu fixieren.
Nur das Not-wendige, was man brauchte, um Not abzuwenden, sollte wichtig und moralisch richtig sein. Was man nicht brauchte, um das eigene Leben abzusichern und Leid zu vermeiden, wurde mit Hilfe von Religionen als verwerflich abgetan.

Sogar das Leid selbst schätzte man moralisch und spirituell wertvoller als den Luxus ein. Es sollte klaglos ertragen werden.

Wer über mehr als das Not(ab)wendige verfügte, war seines eigenen Seelenheils willen angehalten, davon abzugeben und zu teilen. Geizig gegenüber sich selbst, aber großzügig spendend für Kirche und die Armen, war religiöses Ideal.

Auf diese Weise hielt man Menschen klein.
Sie blieben ihrerseits dicht an der Not, waren zu schwach, um ihre Kräfte zu entfalten und konnten der Herrschaft nicht gefährlich werden.

Die Mächtigen versetzte die propagierte Moral in die Lage, ihren eigenen Luxus weitgehend ungestört zu genießen.

Doch die alten Überzeugungen und Glaubenssätze, welche die Kluft zwischen oben und unten abzusichern halfen, sind in den geistigen Traditionen bis heute präsent.

Luxus wird geistig immer noch weitgehend verpönt.
Ich kenne viele Künstler, die ihre Kunst nicht als Luxus betrachtet wissen wollen. In ihren Augen würde sie damit abgewertet. Ihnen ist wichtig, dass Kunst als gesellschaftlich not-wendig eingeschätzt wird und sie als Künstler gebraucht werden. Als ob sie als Mensch sonst wertlos wären.

Sogar unter Liebenden gilt es als Ausdruck höchstens Begehrens und inniger Verbundenheit, wenn man dem anderen bescheinigt, dass man ihn braucht und ohne ihn nicht leben könnte.

Dabei fängt erst jenseits des Brauchens die wahre Liebe und jenseits des Notwendigen die Lebensleichtigkeit an.

Luxus ist eigentlich ein Sinnbild des Schönen. Ausdruck eines tiefen Sehnens.

Es geht im Leben nicht nur um das, was wir brauchen, um zu überleben.
Es sollte für alle Menschen selbstverständlich sein.

Wir sollten aufhören zu verpönen, was wir mögen. Sollten selbstbewusst diese alte innere Begrenzung durchbrechen.

Erst wer sich geistig zu dem, was er mag, bedenkenlos bekennen und dem Luxus echten Wert beimessen kann, hat sich innerlich ein Stück vom Herrschaftsdenken befreit.

Luxus tut gut!

Menschen "brauchen"
Lebensleichtigkeit,
"brauchen", was sie mögen,
"brauchen" Luxus,
um sich voll und ganz entfalten zu können,
um im Sinne wahrer Lebenserfüllung selbstbewusste, kraftvolle, strahlende Luxuswesen zu sein.