Freitag, 25. Juni 2010

Was ist Freiheit?

Viel wurde in den letzten Jahren über den freien Willen diskutiert. Gibt es ihn überhaupt - wenn das, was wir entscheiden, stets auch von Hormonen und Neuronen abhängig ist? Kann man überhaupt von Freiheit sprechen, wenn wir doch niemals machen können, was wir wollen, weil uns nicht nur das Umfeld sondern auch der Körper immer irgendwelche Grenzen setzen?
Es entspricht der Überheblichkeit des Geistes, dass er frei von allem sein möchte und drückt gleichermaßen auch Dummheit aus.
Diese wahnsinnige Vorstellung, ohne irgendwelche Determinanten im unbegrenzten, leeren Raum existieren zu können. Wie lebensfern!

Es geht ums Leben. Das Leben macht unser Sein und unser Zentrum aus. Wir leben, um zu leben. Und wir haben den Geist, damit er uns im Leben unterstützt.
Das macht seinen evolutionsgeschichtlichen Vorteil aus.

Freiheit lässt sich folglich nur im Lebenszusammenhang definieren.
Nur in diesem Kontext bringt die Freiheit Sinn.
Alle Versuche, Freiheit anders und somit unweigerlich auch lebensfern zu definieren, sind rein theoretische sinnlose Gedankenspielereien, die dem Leben und somit auch uns selbst abträglich sind - wenn man einmal davon absieht, dass sie allenfalls als formale Verstandesübungen die geistigen Fähigkeiten schärfen könnten. Doch auch das brächte nur dann einen Sinn, wenn man solche Fantasien gleich wieder verwerfen und in den Lebenszusammenhang zurückkehren kann.

Freiheit besteht im Lebenszusammenhang nur dann, wenn man ungehemmt von innen heraus gemäß seinen inneren Lebensimpulsen leben kann.
Freiheit drückt sich somit nicht gegenüber den inneren Lebensimpulsen, sondern auf deren Grundlage aus.
Frei sind wir folglich in dem Maße, wie uns einerseits das Umfeld das unbeschwerte Ausleben der tiefen Impulse erlaubt, wie aber andererseits auch wir selbst uns als Individuen nicht dabei begrenzen. Was sehr leicht geschehen kann, wenn man die Herrschaftsprägung der eigenen Überzeugungen und Glaubenssätze nicht durchschaut.

Alles, was man meint zu müssen oder nicht zu dürfen, schränkt von innen her die eigene Freiheit ein.

Die Freiheit des Geistes ist daher nicht absolut zu bemessen. Verinnerlichte geistige Zwänge, feste Überzeugungen, Glaubenssätze wie auch starre Lebenspläne können die Freiheit des Lebens von innen her entscheidend beengen.

Seinem ursprünglichen Sinn entsprechend ist der Geist folglich dann nur frei, wenn er ein freies Leben erlaubt, wenn er sich nicht über das Leben stellt, sondern Seele und Körper in Hinsicht auf Gesundheit und Lebensglück unterstützen will.

Von Natur aus ist der Geist ein Diener des Lebens, er ist nicht Meister.
Und er sollte nicht versuchen, es zu sein.
Denn in dem Maße, wie er herrschen will, schadet er dem Leben, von dem er abhängig ist und damit auch sich selbst.
Dem Leben dienend, drückt sich geistige Freiheit aus.