Mittwoch, 23. Juni 2010

Macht und Herrschaft

Ich halte nichts von einer Gleichstellung von Macht und Herrschaft.
Macht und Herrschaft sind keine Synonyme!

Macht ist natürlich.
Der Kraft eines Lebewesens entsprechend. Wandelbar, lebendig. 
Macht ist, was man machen kann. Mal mehr, mal weniger, der jeweiligen Verfassung entsprechend.
Ein Löwe verliert seine Macht, wenn er seine Kraft verliert.

Herrschaft ist der Versuch, die eigene Macht festzuschreiben.
Sie kommt in der Natur nicht vor.
Einem Löwenpascha gelingt es nicht, andere Löwen zu seinen Dienern zu machen.
Diese bleiben zeitlebens potentielle Konkurrenten.

Herrschaft fängt damit an, dass ein Herr es schafft, andere Menschen dauerhaft zu seinen Dienern zu machen, damit sie (freiwillig) mit ihrer Kraft (Macht) seine Macht unterstützen, absichern und vermehren.
Das sind am Ende selbstverständlich nicht nur Diener, sondern vor allem Soldaten und Beamte, die dies freiwillig tun.
Stabile Ordnungen entstehen auf diese Weise als festgeschriebene hierarchische Gefüge.
Je größer die Strukturen, desto größer wird der da oben, desto kleiner die da unten.

Es ist ein grundsätzlich falscher Mythos, dass Herrschaft auf elementarer Unterdrückung basiert.
Auf der Grundlage von Gewalt allein lässt sich keine dauerhafte Ordnung schaffen.

Herrschaft ist ein geistiger Aspekt. Sie ist nur über den Geist vermittelbar.
Der Herrscher muss die Untergebenen davon überzeugen, dass die von ihm repräsentierte Ordnung auch zu ihrem Besten ist. Sie müssen selbst an den positiven Sinn der Herrschaft glauben, überzeugt davon sein, dass sie selbst einen Vorteil davon haben, sich fürchten, diesen zu verlieren, sich abhängig fühlen und wie sich wie Kinder vor dem Verlust des Vaters oder der Mutter ängstigen.

Die Errichtung von Herrschaft ist ein geistiger Prozess.
Herrschaft kann nur funktionieren, wenn sie das Denken der Menschen durchdringt.
Wenn diese sich selbst schwach und klein fühlen und die Ordnung erhöhen.

Genau das sind die Prägungen, mit denen wir heute noch zu tun und uns auseinanderzusetzen haben.
Das Herrschaftsdenken hält uns fest. Mit unzähligen Glaubenssätzen, Überzeugungen und vielen anderen Aspekten, zu denen auch ein tiefes Misstrauen gegenüber dem Menschsein und damit auch sich selbst gegenüber gehört.

Herrschaft hat uns gelehrt, den Menschen an sich als tief innen schlecht und asozial anzusehen, um sich mit dieser Lüge selbst als ordnende soziale Kraft zu legitimieren.

Innere Selbstbefreiung setzt ein positives Menschenbild voraus.